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Kontemplation – Gebet der Ruhe

Kontemplation bezeichnet das wortlose Gebet der inneren Ruhe, die stille Präsenz in der Gegenwart Gottes. Diese christliche Gebetspraxis kann in eine Erfahrung der Einheit und Verbundenheit mit Gott führen und von daher das eigene Dasein heilsam verändern.

Ort: Kapelle im Gemeindeforum Auerberg, Helsinkistr. 4
Zeit: montags, 20-21 Uhr
am 05.12., 19.12.2022, 16.01.2023, 06.02., 06.03., 20.03., 03.04., 17.04.
An jedem der Termine gibt es zwei längere Einheiten des Sitzens in der Stille, ergänzt durch Körperübungen und vertieft durch Impulsvorträge.

Wenn Sie teilnehmen möchten, wenden Sie sich bitte für ein einführendes Gespräch an Pfarrerin Michaela Schuster.


Halt an, wo läufst du hin? – Der Himmel ist in dir.
Suchst du ihn anderswo – Du fehlst ihn für und für.

… sagt der christliche Mystiker Angelus Silesius schon im 17. Jahrhundert. Wir leben (heute) in einer Welt, die sich scheinbar immer schneller dreht. Das Tempo in unserer Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten rasant beschleunigt. Viele Menschen leiden unter der Schnelllebigkeit und Reizüberflutung und unter dem Anspruch nach Effizienzsteigerung und Erfolgsdruck.

Immer mehr Menschen sehnen sich nach Oasen der Stille und Entschleunigung und fragen nach dem tieferem Sinn des eigenen Daseins. Sie suchen nicht nach rationalen, intellektuellen Antworten, sondern eher auf einer geistlich-spirituellen Ebene. Es geht ihnen nicht um Wissensvermehrung, sondern um Erfahrungsräume für die tiefgründigere Wirklichkeit.

"Der Christ / die Christin von morgen wird ein/e Mystiker*in sein, eine/r, der/die etwas erfahren hat, oder er/sie wird nicht mehr sein." Der katholische Theologe Karl Rahner weist mit dieser Aussage auf die lange unbeachtete christliche Tradition der mystischen Gebetspraxis hin, die es wieder neu zu entdecken gilt.

Vom jüdischen Wanderprediger Jesus sagt die Bibel, dass er sich von Zeit zu Zeit in die Einsamkeit zurückzog, um mit Gott allein zu sein und zu beten. Wir kennen das Gebet zunächst als Reden mit Gott. Doch wenn wir tiefer gehen, wird es ein lauschendes Hören und so zum Gebet der Ruhe. Wenn wir noch tiefer gehen, wird es – jenseits der Worte – zur stillen Präsenz in der Gegenwart Gottes. Diese Form des Gebetes haben die frühchristlichen Wüstenväter und -mütter praktiziert, und nach ihnen die christlichen Mystiker*innen wie zum Beispiel Hildegard von Bingen, Meister Eckhart, Teresa von Avila und Gerhard Tersteegen.

Die christliche Mystik, auch Kontemplation genannt, ist in den letzten Jahren wieder stärker ins Bewusstsein und in die Praxis der Kirchen zurückgekehrt, weil sie – jenseits von Tempo und Lärm – in eine tiefe spirituelle Erfahrung der Einheit und Verbundenheit mit Gott führen kann. Von dort her, aus der inneren Ruhe heraus, kann sich das eigene Dasein heilsam verändern.

Im kontemplativen Gebet geht es um das Einüben der Präsenz im gegenwärtigen Augenblick. Die Beobachtung des Atems ist dabei ein hilfreicher Fokus. Die Übung der Kontemplation ist ein Weg der Selbsterforschung und -erkenntnis und der Gotteserfahrung. Regelmäßige Praxis kann die eigene Einstellung sich selbst, dem Leben und anderen gegenüber verändern. Mit einer Haltung innerer Ruhe kann
letztlich zum Frieden in der Welt beigetragen werden.

Pfarrerin Michaela Schuster