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Karsamstag

Grabesstille

Grablegung, Glasmalerei um 1150, Westfenster Kathedrale zu Chatres.
Grablegung, Glasmalerei um 1150, Westfenster Kathedrale zu Chartres.
Etwas fehlt.

HERR, Gott, mein Heiland,
ich schreie Tag und Nacht vor dir.
Lass mein Gebet vor dich kommen,
neige deine Ohren
zu meinem Schreien.
Meine Freunde und Nächsten
hast du mir entfremdet,
und mein Vertrauter ist die Finsternis.
aus Psalm 88

Heute, am Karsamstag, herrscht Grabesstille. Keine Kirchenglocke ist zu hören. Noch eine andere Stille kommt in diesen Tagen dazu: Es fahren weniger Autos, kaum Flugzeuge sind zu hören, von Schulhöfen und Kinderspielplätzen dringt kein Lärm an unser Ohr.

Die Stille ist ein Zeichen des Stillstands, der unser Leben erfasst hat. Irgendwie angenehm, aber auch: beklemmend. Etwas fehlt.

Die Stille der Kirchenglocken am Karsamstag bringt zum Ausdruck: Jesus fehlt. Er ist nicht mehr da. Erst vor wenigen Tagen, ja Stunden, haben die engsten Vertrauten mit Jesus noch das Abendmahl gefeiert, erst gestern mussten sie mitansehen, wie er getötet wurde.

So langsam verstehen sie: Er, der so selbstverständlich zu ihrem Leben gehörte, er ist gestorben, er ist nicht mehr da. Die Beziehung zu ihm ist zerbrochen, er, der dem Leben Kraft und Zuversicht gab, er fehlt. Wie soll das Leben weitergehen?

Unser Karsamstag ist nicht vergleichbar mit dem Karsamstag, den die Jüngerinnen und Jünger Jesu erleben mussten. Doch auch unser Leben ist durcheinander geraten. Unsere alltäglichen und selbstverständlichen Beziehungen sind zwar nicht zerbrochen, doch sie sind stark eingeschränkt. Unsere Freunde, die uns alltäglich Kraft und Zuversicht geben, sind nur noch telefonisch erreichbar. Auf der Straße gehen Menschen einander misstrauisch aus dem Weg, und auch wer eine Bekannte trifft, hält ein Pläuschchen auf Abstand. Dass unsere Freunde und Nächsten uns sogar ungewollt in Gefahr bringen könnten, fühlt sich besonders verkehrt an.

Doch: Das Leben geht weiter, und Ostern zeigt uns: Das Leben gewinnt!

Nach dem ersten Schock haben sich einige Anhängerinnen und Anhänger Jesu aufgerappelt und der Stille etwas entgegengesetzt. Sie haben sich wieder getroffen und gemeinsam die Stille vertrieben. Mit Gebet, Gesang, und wenn es sein musste, auch mit Geschrei. Wie im Psalm oben. Hauptsache, es vertreibt die Stille.

Bleiben auch wir verbunden.
Und hoffen wir,
dass die Stille bald ein Ende hat.
Ostern ist nah!

Vikar Jan-Hendrik Otto


Karsamstag gestalten

  • #BachBeatsCorona aus der Thomaskirche: Acht Musiker in Leipzig musizierten Bachs Johannespassion zusammen mit der globalen Bach-Familie virtuell im Netz. Online in der ARD-Mediathek.
  • Radio: 17:04 WDR 3 Vesper: "Il Santo Sepolcro", u.a. Antonio Vivaldi: Sinfonie h-Moll "Al santo sepolcro", Concerto Köln. WDR 3.

Schnelle Küche am Karsamstag

Rapunzelsalat mit Kartoffeldressing

2 Kartoffeln kochen und durch eine Kartoffelpresse drücken, mit 1/8 l Instantbrühe zu einer dickflüssigen Soße verrühren. Mit 1/2 TL Senf, 1-2 EL Essig, Zucker, Salz, Pfeffer und 3 EL Öl abschmecken. 1 kleinen Apfel und 1 kleine Zwiebel in die Soße reiben. 200 g Rapunzel (Feldsalat) gut gewaschen mit dem Dressing beträufeln. Wer mag: Schnittlauch und Schinkenwürfel darüber streuen.

Lauchkuchen

200 g Mehl, 1 Ei, Salz, 5 EL Milch und 80 g kalte Butter zügig zu einem glatten Teig kneten; eine Springform mit 28 cm Durchmesser damit belegen und kalt stellen. 150 g Speckwürfel in 1 EL Butter und 1 EL Öl anbraten. Speck aus der Pfanne nehmen, in dem Öl 1 kg geputzten und in Ringe geschnittenen Lauch 5 min andünsten. Kräftig würzen mit Salz, Pfeffer, Muskat und Kümmel; den Speck untermischen. Ofen auf 180° Umluft vorheizen. 200 g Sahne mit 4 Eiern und 100 g geriebenem Käse verrühren. Lauch und Soße auf dem Teig verteilen und für ca. 45 Min in den Ofen.

Nachtisch

Was es auch immer an Obst gibt, kleinschneiden, etwas Zitronensaft und Vanillezucker darüber!

Kristina Wigger


Diese Texte sind der Sonderausgabe unseres Gemeindebriefs zu Ostern entnommen.
Grafik: Vassil@commons.wikimedia.org. Lizenz: Public Domain.