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Karfreitag

Kreuzigung und Tod

Kreuzigung, Glasmalerei um 1150, Westfenster der Kathedrale zu Chartres.
An jedem Karfreitag denken wir in besonderer Weise über den Tod Jesu am Kreuz nach. Jesus stirbt für uns, so sagen wir Christenmenschen.

Wenn jemand sein Leben für andere gibt, dann ist das äußerst dramatisch, dann gibt jemand sein Leben, damit wir unser Leben nicht verlieren. Das heißt aber umgekehrt: Unser Leben ist in Gefahr.

Ich denke nicht oft darüber nach, dass mein Leben in Gefahr ist. Ich fühle mich in diesem Land sicher. Obwohl: Die Corona-Krise hat gezeigt, dass es so ganz sicher selbst bei uns nicht ist. Einige von uns haben Angst und manche machen sich berechtigt Sorgen, sie sind nicht mehr jung oder haben eine schlimme Vorerkrankung. Gut, dass sie äußerst vorsichtig sind und zu Hause bleiben.

Als Jesus stirbt, zeigt sich eine andere Krise; die ständige Krise, die Sünde der Menschen tritt offen zu Tage: Jesu Sterben zeigt uns überdeutlich, was Menschen anderen Menschen Schreckliches antun können. Das, was Jesus passiert, geschieht bis heute viel zu vielen Menschen, sie werden wie er zu Opfern der Gewalt. Wie er werden sie ausgegrenzt, gedemütigt, verfolgt, gequält und schließlich ermordet. Dass sich dieser Kreuz-Mord langsam vollzieht, beobachtet werden kann, dass Menschen nicht eingreifen, sondern geschehen lassen, kommt mir auch bekannt vor.

Auf diese Weise ist das menschliche Leben auf der Welt immer noch in höchster Gefahr, weil immer noch Sündenböcke gesucht und gefunden werden. Menschen haben Angst und suchen die Schuldigen. Mit der Angst wird gespielt, es wird polarisiert, der eine gegen den anderen ausgespielt.

Dagegen protestiert die Bibel: so darf die Welt nicht mehr funktionieren. Gott selbst richtet sich gegen diesen Geist. Er will, dass die Menschen wieder menschlich werden und die verdammte Gewalt gegeneinander aufgeben.

Menschen unter uns, die ganz besonders gläubig die Zeichen der Zeit lesen, sprechen jetzt in der Coronazeit von einer Krise, die mit Gott zu tun hat. Einige reden vom Gericht Gottes, von Gott, der die Menschen straft. Wen straft Gott denn? Die Ärmsten, Ältesten und die kranken Menschen, die der Krankheit nichts entgegen setzen können? Was für ein Schwachsinn!

In unserer Zeit ist die Passion und das Sterben Jesu ein Zeichen für Gottes Solidarität mit denen, die Angst haben und leiden, mit den Ärmsten und denen, die zu Sündenböcken gemacht werden. Gott ist nach dem biblischen Zeugnis ganz entschieden bei den Menschen, die zum Beispiel in libyschen Lagern gestrandet sind, die in Syrien Entsetzliches leiden müssen und denen Europa die Türen verschließt.

Wenn wir Angst haben und große Sorgen, dann können wir sie Gott anvertrauen, er lässt uns zu einer Gemeinschaft werden, die in der Lage ist, sich zu tragen und offen zu sein für andere. Wenn wir Gott vertrauen, haben die, die mit unserer Angst spielen, kein leichtes Spiel mehr.

Pfarrer Michael Schäfer


Karfreitag gestalten

Wir können im Gedenken an den Tod Jesu auch dann verbunden bleiben, wenn wir nicht zum Gottesdienst zusammenkommen können:


Küche am Karfreitag

Karfreitagslinsen

Zutaten: Linsen, Suppengrün (Lauch, Möhren, Sellerie, Blumenkohl), Essig, 125 g Butter, Pfeffer, Salz. (Linsensorte und Gemüsemengen nach Gusto)

Das sehr klein gewürfelte Suppengrün mit der Butter anschwitzen. Die Linsen mit der auf der Verpackung angegebenen Menge Wasser (eher mehr) dazugeben, aufkochen und anschließend eine knappe Stunde köcheln lassen. Wenn die Linsen gar sind, mit Salz, Pfeffer und Essig abschmecken.

Mit dem traditionellen Verzehr von Linsen am Karfreitag ist Segen verheißender Aberglaube verbunden. Da der Karfreitag noch zur Fastenzeit gehört, werden die Linsen an diesem Tag weder mit Speck gekocht noch mit anderen fleischlichen Beilagen angereichert.

Lutz Adam


Diese Texte sind der Sonderausgabe unseres Gemeindebriefs zu Ostern entnommen.
Quelle: Micheletb@commons.wikimedia.org. Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International