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Kunst in der Lukaskirche

Kreuzskuptur von Gonzalo Sainz-Trapaga
Kreuzskulptur von Gonzalo Sainz-Trapaga
Am 21. April begrüßen wir ein Kunstwerk im Vorraum zur Lukaskirche. Der Bildhauer und Goldschmied Gonzalo Sainz-Trapaga hat es erstellt. Es ist ein Kreuz.

Das Kreuz steht auf und kann nicht mehr zurück in die Form, die es verlassen hat. Ich habe ihn gebeten, einen kurzen Text zu verfassen, der auch das Religiöse in seinem Denken und in seinem Werk verdeutlicht:

Gonzalo Sainz-Trapaga: "Religion ist ein Verb"

Der altgriechische Gott Hermes wurde in der Mystik dargestellt mit der linken Hand gen Himmel und mit der rechten Hand in Richtung Erde zeigend. Diese Geste bedeutet Verbindung und somit Religion. Religion verbindet, sie ist ein Verb.

In polytheistischen Universen sind die Götter erreichbar. Jesus brachte auch eine lebendige Lehre, er brachte auch eine Verbindung zu Gott und machte deutlich: Jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes.

Gott ist in allem und alles ist Gott, was, wie ich finde, bedeutet, dass jede und jeder von uns auch göttliche Verantwortung in sich trägt, jeder ist Schöpfer und Geschöpf.

Die Skulptur, die wir in der Lukaskirche ausstellen, stammt aus Zeiten, in denen ich viel mehr als heute, in anstrengender Arbeit mit Materie überwand und schöpfte. Neues entstand. Die geschaffenen Gegenstände sind Abbild von Momenten und Erkenntnis auf dem Weg meiner Menschwerdung. Ich bin nicht geneigt, Kunstwerke für andere zu deuten, denn das Lebendige wird von jedem Auge gesehen. Wenn ich sage, dass Religion ein Verb ist, dann betone ich, dass die Religion zu einem Substantiv verkommen ist. Menschen sollen nicht von oben her entmündigt werden. Menschen bauen selbst ihre Beziehung zu Gott, sie haben jede*r für sich ihre eigene göttliche Würde.

Nur eins mag ich doch sagen: In dieser Arbeit ist zu sehen, dass „ES“ entsteht, sich bewegt und wächst, es zeichnet Räume, es zeigt die Momentaufnahme eines konstanten Entstehens in einem lebendigen, sich ständig neu definierenden Raum.
Lasst das Kreuz ein lebendiger Raum sein, in dem „ES“ geschieht, befreit das Kreuz von der Verbannung in die Zweidimensionalität auf einer Mauer.

Soweit Gonzalo Sainz-Trapaga.

Gonzalo_Sainz-Trapaga
Wir haben also viel Gesprächsstoff, viele Fragen, die nach Diskussion suchen und sie bei uns finden sollen. Das kleine Kunstwerk auf dem Bild, das den Künstler in seiner Goldschmiede in der Altstadt zeigt, illustriert das Geschriebene. Eine erste Gelegenheit zum Gespräch ist am Sonntag, 21. April 2024, nach dem Gottesdienst.

Kurzer Lebenslauf:

Gonzalo Sainz-Trapaga wurde 1955 in Buenos Aires in Argentinien geboren. Er hatte sechs Geschwister und wuchs auf in einem akademischen Haushalt mit Schallplatten und der Encyclopedia Britannica. Es gab keine Werkzeuge. Gonzalo Sainz-Trapaga ist totaler Autodidakt: „Ich weiß nicht, wo ich das herhabe, dass ich Goldschmied, Künstler und Handwerker geworden bin.“

1978 verlässt er seine Heimat wegen der brutalen Diktatur, er lebt in den 80er in London und seit 1989 in der Bonner Altstadt.

Weitere Informationen über ihn: https://sainz-trapaga.de

Michael Schäfer